Ratgeber für 50N Schwimmhilfen
Dieser Ratgeber trägt für Sie technische und rechtliche Aspekte, wichtige Informationen zur Handhabung und aktuelle Modelle von 50N-Schwimmhilfen zusammen. So soll Ihnen eine fundierte Kauf- oder Beschaffungsentscheidung und die richtige Handhabung Ihrer Schwimmhilfe ermöglicht werden.
1. Wissenswertes über 50N Schwimmhilfen
Wieso werden 50N Schwimmhilfen in der Wasserrettung eingesetzt?
Die für eine Einsatzkraft passende Schwimmhilfe ist einer der wichtigsten Teile der Persönlichen Schutzausrüstung in der Wasserrettung. Ursprünglich stammen die umgangssprachlichen “Schwimmwesten” aus dem Bereich des Wassersports. Sie bieten einen bestimmten Grad an Auftrieb, der das Schwimmen erleichtert und gleichzeitig die Bewegungsfreiheit nicht einschränkt. Schwimmhilfen mit 50 Newton (50N) Auftrieb sind damit optimal für die Arbeit im Wasser. Sie bestehen klassischerweise aus eingenähten Schaumstoffelementen, die nicht nur Auftrieb sondern einen gewissen Schutz vor Aufprallunfällen (Prallschutzweste) bieten. Damit generieren sie ohne Aufblasmechanismus Auftrieb und sind damit wiederverwendbar.
Darüber hinaus bietet die Schwimmhilfe eine Befestigungs- und Verstauungsmöglichkeit für Equipment wie Messer, Lampen oder Funkgeräte. In der Wasserrettung erfüllt Sie außerdem die zentrale Funktion der Sicherung von Rettern über einen Brustgurt. Dieser kann genutzt werden, um Retter und mögliche Patienten per Seil aus Gewässern zu ziehen und kann in Notsituationen mit einem Panikverschluss gelöst werden.
Definition & Normen: Was ist eine Schwimmhilfe?
Eine Schwimmhilfe bietet zusätzlichen Auftrieb beim Schwimmen oder anderen Aktivitäten in geschützten Gewässern.4
Entscheidend ist, dass Schwimmhilfen weniger Sicherheit als Rettungswesten bieten. Rettungswesten bringen eine bewusstlose Person in Rückenlage und halten so ihre Atemwege über Wasser.1 Dies ist bei Schwimmhilfen nicht der Fall. Beim Tragen einer Schwimmhilfe muss sich der Träger gegebenenfalls bewegen, um das Gesicht über Wasser zu halten.4
Deshalb werden Schwimmhilfen nur für überwachte Tätigkeiten in geschützten Gewässern empfohlen, wo dem Träger schnell geholfen werden kann.4
Schwimmhilfen werden auch synonym “persönliche Auftriebsmittel” oder “Personal Floatation Devices (PFD)” genannt. Umgangssprachliche Bezeichnungen sind “Schwimmweste”, “Prallschutzweste” oder “Wildwasserweste”.
Schwimmhilfen mit 50 Newton Auftrieb sind von Organisationen wie DLRG oder Wasserwacht als Teil der Persönlichen Schutzausrüstung von Wasserrettern und Strömungsrettern vorgeschrieben.5
Die rechtlich verpflichtenden Anforderungen an Schwimmhilfen der Stufe 50 sind in der ISO-Norm für persönliche Auftriebsmittel festgeschrieben. Entscheidend sind die EN ISO 12402-5 (Schwimmhilfen Stufe 50) und die EN ISO 12402-6 (Schwimmhilfen für besondere Einsatzzwecke der Stufe 50).4
Was muss man sich unter 50 Newton Auftrieb vorstellen?
Die bereits erwähnten ISO-Normen schreiben vor, dass eine Schwimmhilfe der 50N Klasse für ein Körpergewicht ab 70kg 50N Auftrieb generiert.3
Dieser Auftrieb sollte regelmäßig durch den Anwender überprüft werden, je nach Häufigkeit der Nutzung jährlich oder alle 2 Jahre.3
Einfacher Auftriebstest
Den tatsächlichen Auftrieb ihrer Schwimmhilfe können Sie mit einem einfachen Auftriebstest selbst überprüfen. Für diesen werden eine Federwaage, ein kurzes Seil, ein 10kg-Gewicht und ein großer Wasserbehälter benötigt.3
1. Gewicht an der Waage befestigen und unter Wasser tauchen. Messung notieren.3
2. Weste zwischen Gewicht und Waage hängen und ohne eingeschlossene Luft unter Wasser tauchen. Messung notieren.3
3. Messung 2 von Messung 1 abziehen, um den Auftrieb Ihrer Weste in KG zu ermitteln. Ergebnis mal 9,8 nehmen um den Auftrieb in N (Newton) zu berechnen.3
Viele Schwimmhilfen generieren weitaus mehr Auftrieb als die 50N Klasse vorschreibt. Achten Sie hier auf die Produktbeschreibungen und eventuelle Aufdrucke auf der Innenseite der Weste.3
Wie funktioniert ein Quick-Release-Verschluss?
Alle 50N-Schwimmhilfen im Wasserrettungsdienst verfügen über einen Brustgurt, an dem am Rücken ein Cowtail angebracht werden kann, das zur Sicherung des Trägers per Leine verwendet wird.
Wenn der Träger beispielsweise im Fließgewässer unter Wasser gezogen wird, während er über den Brustgurt angeleint ist, kann dieser mit dem sogenannten Quick-Release-Verschluss (“Panikverschluss”) schnell gelöst werden.
Dieser besteht aus einem Metall-Lastverteiler und einer Kunststoff-Klemmschnalle, durch die der Brustgurt gefädelt wird. Die Kunststoffschnalle kann durch das Ziehen an einer Öffnungskugel geöffnet werden, woraufhin sich der Gurt aufgrund des Zuges auf der Leine aus den Schnallen und anschließend komplett aus der Schwimmhilfe ausfädelt.4
Damit dieses Ausfädeln schnell und korrekt funktionieren kann, muss der Gurt ordnungsgemäß eingefädelt sein. Bitte beachten Sie die jeweilige Gebrauchsanweisung ihrer Schwimmhilfe, um den Brustgurt ordnungsgemäß zu bedienen.
2. Handhabung von 50N Westen
Vor dem Einsatz
Prüfung
Überprüfen Sie die Schwimmhilfe vor jedem Gebrauch auf Beschädigungen wie defekte Nähte, Riemen oder Schnallen.4 Die Schaum-Auftriebskörper müssen stabil sein. Prüfen Sie regelmäßig, ob die Weste genug Auftrieb generiert (siehe Punkt 1.2).3 Die Form der Schwimmhilfe darf nicht durch Abschneiden von Riemen oder Ergänzungen verändert werden.1
Größenauswahl
Beachten sie zur Auswahl der Größe die jeweiligen Größen- und Auftriebstabellen. Diese befinden sich oft auf der Innenseite der Weste. Eine persönliche Anprobe wird empfohlen.2
Erprobung
Erproben Sie die Schwimmhilfe vor dem Einsatz in einem geschützten Umfeld (Schwimmbad / seichtes Wasser), um sich mit ihrer Wirkungsweise vertraut zu machen und die Funktion zu überprüfen.1
Im Einsatz
Anlegen
Lockern Sie alle Riemen und legen Sie die Schwimmhilfe je nach Verschluss an. Schließen Sie alle Schnallen, legen Sie den Schrittgurt an und ziehen Sie alle Gurte von der Hüfte beginnend nach oben fest. Setzen Sie sich hin und überprüfen Sie, dass die Schultergurte fest genug sind.4 Verstauen Sie alle überstehenden Gurtenden und lassen Sie von einem Partner überprüfen, dass alle Schnallen geschlossen und alle Gurte angezogen sind. Die Schwimmhilfe sollte über der restlichen Bekleidung liegen und gut am Körper anliegen.4
Quick-Release-Verschluss
Stellen Sie sicher, dass der Brustgurt nicht verdreht ist und fädeln Sie ihn gemäß der Gebrauchsanleitung des Herstellers in den Metall-Lastverteiler und die Kunststoff-Klemmschnalle ein und schließen Sie diese. Weitere Informationen finden Sie unter Punkt 1.
Nach dem Einsatz
Reinigung
Spülen Sie die Schwimmhilfe nach jedem Gebrauch in klarem Wasser. Hierbei können milde Wasch- oder Desinfektionsmittel verwendet werden.3 Chemische Reinigung oder Maschinenwäsche werden nicht empfohlen.2 Beachten Sie die Pflegesymbole.
Trocknung
Lassen Sie die Schwimmhilfe im Schatten bei normaler Umgebungstemperatur trocknen. Die erzwungene Trocknung durch Wärme kann die Lebensdauer des Auftriebsschaumes verringern.3
Lagerung
Hängen Sie die Schwimmhilfen auf Kleiderbügel und lagern Sie sie dunkel und trocken bei -30° bis +60°.1 Stapeln oder dauerhaftes Pressen kann das Volumen des Auftriebsschaumes verringern.3 Vermeiden Sie UV-Einstrahlung um Ausbleichen zu verhindern.
Reparatur
Sollten Sie bei der Prüfung Schäden an Ihrer Schwimmhilfe feststellen, ziehen Sie diese aus dem Verkehr. Auch kleine Schäden können ein Anzeichen sein, dass die Sicherheit der Weste nicht mehr gegeben ist. Kontaktieren Sie Ihren Händler oder den Hersteller des Produktes, um eine Reparatur zu besprechen.
Lebensdauer
Die maximale Lebensdauer von Schwimmhilfen muss von den jeweiligen Herstellern festgelegt werden. In der Regel liegt sie bei 10 Jahren, so zum Beispiel bei Palm, Secumar und Northern Diver.3,7,8 Der Fachverband Seenot-Rettungsmittel e.V. (FSR) legt die maximale Lebensdauer von Feststoffwesten ebenfalls auf 10 Jahre fest.8
Nutzungsdauer
Gleichzeitig hängt die Haltbarkeit Ihrer Schwimmhilfe auch von der Häufigkeit und Intensität der Nutzung ab. Die Firma Palm gibt die maximale Nutzungsdauer deshalb in Stunden an. Diese beträgt unter Berücksichtigung einer Sicherheitstoleranz von 25% 1.500 Stunden.3
Nach wie vielen Jahren Sie Schwimmhilfen aussondern müssen hängt also davon ab, wie oft sie genutzt werden. Bei einer moderaten Nutzung von ca. 8h wöchentlich beträgt die Nutzungsdauer 3–5 Jahre, bei einer intensiven Nutzung von 3h täglich hingegen nur 1–2 Jahre. Bei keiner Nutzung und guter Lagerung beträgt die Nutzungsdauer 10 Jahre.3
Wie oft ist eine Schwimmhilfe in einer Wasserrettungs-Ortsgruppe im Einsatz?
Nehmen wir an, es handelt sich um eine Weste aus dem Materialpool. Sie halten pro Woche eine Übung von 3h ab und es kommt im Durchschnitt zu einem Einsatz pro Woche mit 3h. Zusätzlich wird die Weste bei einem Lehrgang pro Jahr mit 16h und einer Eventabsicherung mit 6h verwendet. Damit wäre die Weste 334h im Jahr im Einsatz und muss nach spätestens 5 Jahren ausgetauscht werden.
3. Aktuelle Modelle
Es gibt eine breite Auswahl an Schwimmhilfen, die für den Einsatz in der Wasserrettung geeignet oder sogar speziell für diese Anwendung entwickelt worden sind. Im Folgenden finden Sie eine kurze Übersicht über die gängigen Modelle und was sie auszeichnet.
|
|
|
|
|
|
Secumar Swift (unsere Empfehlung)
|
|
|
|
|
|
Northern Diver Arctic Survivor Evo Pro 6 Rescue
|
Hier finden Sie alle Schwimmhilfen in unserem Onlineshop.
Kontakt
Sie würden sich gerne persönlich zum Thema Persönliche Schutzausrüstung beraten lassen oder haben eine andere Frage? Kontaktieren Sie uns gerne telefonisch oder per Mail. Sie brauchen Hilfe bei der Ausstattung ihrer Organisation mit technischem Gerät oder Fahrzeugen? Wir erarbeiten gemeinsam eine Ausschreibung.
waterrescue.bayern
Bahnhofstr. 1
83278 Traunstein
0861/2007906
info@waterrescue.bayern
Haftungsausschluss
BITTE BEACHTEN SIE:
Dieser Ratgeber gibt unverbindliche Hinweise zur Benutzung und Wartung von Schwimmhilfen. Diese ergeben sich aus den gekennzeichneten Quellen der Hersteller und eigenen Erfahrungswerten.
Dieser Ratgeber ERSETZT DIE GEBRAUCHSANLEITUNGEN UND SICHERHEITSHINWEISE DER JEWEILIGEN PRODUKTE ausdrücklich NICHT. Diese sind zusätzlich zu beachten und zu befolgen. Wir übernehmen keine Haftung für jeglichen Fehlgebrauch und daraus resultierende Schäden an Mensch und Material. Die Produktsicherheit wird nur durch die Originalbedienungsanleitung der Produkte sichergestellt.
Quellenverzeichnis
1
Bernhardt Apparatebau GmbH u. Co. (o.D.): Gebrauchsanweisung 50 N Schwimmhilfen, [online] https://www.secumar.com/wp-content/uploads/2016/08/Gebrauchsanweisung-50N-Schwimmhilfen.pdf [04.03.2024].
2
Grabner GmbH (o.D.): Gebrauchsanweisung Schwimmhilfen 50 N EN393, [online] https://www.grabner.com/fileadmin/downloads/Anleitungen_Zubehoer/Schwimmhilfen_50N_EN393.pdf
[04.03.2024].
3
Palm Equipment International ltd (2021): Wartungsanleitung für Schwimmhilfen, [online] https://shop.dlrg.de/var/assets/downloads/23609540.pdf [04.03.2024].
4
Palm Equipment International ltd (o.D.): WW PFD ISO Booklet, [online]
https://palm.equipment/de/index.php?controller=attachment&id_attachment=64
[04.03.2024].
5
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (2011): Bekleidungsfibel Einsatzkräfte, [online]https://munster.dlrg.de/fileadmin/groups/8310140/PDF/00_BekleidungsFibel_2011.pdf [04.03.2024].
6
Fachverband Seenot-Rettungsmittel e. V. (2010): Merkblatt des Fachverbandes Seenot-Rettungsmittel zur Lebensdauerbegrenzung und Wartung von Rettungswesten, [online] https://fsr.de.com/download/merkblatt-lebensdauer/?wpdmdl=1001&refresh=65eeeb854b7511710156677[11.03.2024]
7
Bernhardt Apparatebau GmbH u. Co. (o.D.): WARTUNG UND LEBENSDAUER VON RETTUNGSWESTEN, [online] https://www.secumar.com/wartung-und-lebensdauer-von-rettungswesten/ [11.03.2024]